Liste von Lexika zu Fantasy und Fantastik
»Lexikon (Mehrzahl: Lexika oder Lexiken[1]; ältere Schreibweise: Lexicon) ist allgemein die Bezeichnung für ein
Nachschlagewerk oder
Wörterbuch (gedrucktes Buch, das eine alphabetische Wortliste und die zugehörigen Bedeutungen enthält) im weiteren Sinn. Daneben wurde es vereinzelt als
Synonym für ein Sprachwörterbuch verwendet. Im modernen Sprachgebrauch bezeichnet es zumeist ein Nachschlagewerk mit Sachinformationen (
Konversationslexikon,
Realwörterbuch, Reallexikon, Sachlexikon, Sachwörterbuch), wobei je nach Umfang noch zwischen Lexikon im engeren Sinn und
Enzyklopädie oder Biografien-Sammelwerk (z. B.
Who’s Who) unterschieden wird.
Umgangssprachlich und in der Werbung ist der Sprachgebrauch unscharf. Mitunter wird lexikografisch eine begriffliche Unterscheidung von Wörterbuch (sprachliche Information) und Lexikon (Sachinformation) gemacht. Dabei kommt es zwischen den Typen der Nachschlagewerke zu Überlappungen,[2] z. B. bei der
Etymologie der Stichwörter.
Lexika lagen historisch naturgemäß meist in Buchform vor. Mittlerweile verstehen sich auch zahlreiche Websites als ebensolche. Insbesondere hat sich die
Wikimedia Foundation dem
freien Wissen und damit auch der Erstellung von Online-Lexika verschrieben, wobei
Wikipedia als Enzyklopädie und
Wiktionary als Wörterbuch zu verstehen sind.«[3] Das GermanSFWiki ist ein Online-Lexikon zu Science Fiction, Fantasy und Fantastik.
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über in deutscher Sprache erschienene Lexika und Bibliografien zu Fantasy und Fantastik, wobei auch Werke zu im weitesten Sinne verwandten Themen berücksichtigt worden sind. Neben reinen Literatur-Lexika wurden auch Werke veröffentlicht, die andere Medien wie den Film berücksichtigen.
Einen Überblick über entsprechende Werke zum Genre Science Fiction gibt der Artikel Science Fiction-Lexikon. Einen Überblick über bibliografische Kataloge ohne lexikalischen Anspruch gibt die Liste bibliografischer Kataloge.
Romantik & Gewalt. Ein Lexikon der Unterhaltungsindustrie (1973)
- Ein halbes Jahrhundert - so alt ist dieses Lexikon der Unterhaltungsindustrie, das sich entlang des knackigen Titels Romantik & Gewalt bewegt. Hier wurde der Versuch einer objektiven Betrachtung unternommen, der in eine „stichhaltige und praktikable Medienkritik“ münden sollte. Bemerkenswert ist der intermediale und genreübergreifende Ansatz. Dieser Ansatz macht einerseits vielfältige Überschneidungen sichtbar, sorgt andererseits jedoch auch für mangelnde Trennschärfe. Der Problematik eines ersten Versuchs waren sich die Autoren bewusst und bauten auf Kritik und Mitarbeit der Leser für kommende Neuauflagen. Eine solche ist denn auch 1977 erschienen. Unter dem Titel Unterhaltung. Lexikon zur populären Kultur brachte der Rowohlt Verlag eine zweibändige Ausgabe heraus, die auf der hier vorliegenden basiert.
Inhalt
- Das Lexikon besteht aus zwei Bänden, wobei den zweiten Band Georg Seeßlen allein verantwortet. Band 1 behandelt folgende Genres: Der Western (Seeßlen), Science Fiction (Kling), Horror und Fantasy (Kling), Das Kriminalgenre (Seeßlen). Band 2 bringt diese Inhalte: Abenteuer und Geschichte, Komödie, Groteske und „funnies“, Romanze. Ein dritter Band mit den Themen: Heimat, Familie, Natur, Sex u. Erotik, Sport, Spiel und Quiz, Musik sowie einem abschließenden Essay „Populäre Mythologie“ war geplant, erschien jedoch nicht mehr. Das ist namentlich wegen des Registers und sämtlicher Literaturangaben bedauerlich, die dieser Band enthalten sollte. Dass die Literaturangaben unvollständig sind, wird im Vorwort des zweiten Bandes (nach Erhalt von Rückmeldungen) auch eingeräumt und fand ich zum Beispiel im Artikel über H. P. Lovecraft bestätigt.
Struktur
- Das Werk beginnt mit einer „Einführung in die Medien“: Unterhaltungspresse, Kioskliteratur und Comics, Kino, Rundfunk und Fernsehen, jeweils untersucht hinsichtlich 1) Organisation, 2) Produktion und 3) Rezeption. Schon bei den Überschriften fallen die Begriffe „Unterhaltungspresse“ und „Kioskliteratur“ auf, mithin zwei Bereiche, denen sich ja auch dieses Forum zu nicht geringen Teilen widmet. In der Einführung interessieren weniger künstlerische und ästhetische Fragestellungen, sondern schlicht und einfach die Marktbedingungen. Dabei leiden die Ausführungen weder unter soziologischer Komplexität noch unter betriebswirtschaftlicher Langweile. Die Intention ist es einfach aufzuzeigen, wie dieses oder jenes Buch in unsere Hände oder die neueste Komödie in die Kinosäle gelangt und welche Branchen und Techniken daran beteiligt sind.
Beispiel Horror und Fantasy
- Eingeleitet wird jedes Kapitel durch einen Essay, der die historische Entwicklung des jeweiligen Genres abbildet. Sodann folgt der lexikalische Teil von A bis Z. Das Vorgehen, das Lexikon bunt gemischt nach Personen, Publikationsformen und Phänomenen zu gliedern, folgt dem Faust-Motto „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“. Für das überschaubare Kapitel „Horror und Fantasy“ von Bernt Kling sieht das so aus: Einleitender Essay, Roger Corman, Dracula, Famous Monsters of Filmland, Fantasy-Literatur, Frankenstein, Frankenstein-Filme, Horror-Comics, Horrorliteratur in Deutschland, Boris Karloff, Peter Lorre, Howard P. Lovecraft; Bela Lugosi, Monster, Edgar Allan Poe, Sword & Sorcery, Vampirfilme, Literatur. Natürlich eine höchst subjektive und grob gestrickte Auswahl. Bemerkenswert immerhin: die beginnende Lovecraft-Rezeption und die Etablierung des Begriffs „Sword & Sorcery“ im deutschsprachigen Raum. Unter dem Stichwort „Horrorliteratur in Deutschland“ fallen kaum hörbar die Namen Ewers, Meyrink, Hoffmann; gemäß der Ausrichtung liegt auch hier die Konzentration auf den Romanheften und Taschenbüchern der 1970er Jahre.
Kritik
- Wer dieses Forum[4] aufmerksam verfolgt, wird in Romantik & Gewalt immer wieder auf Vertrautes stoßen. So enthält das Western-Kapitel einen langen Eintrag zum Vielschreiber Frank Gruber ... Dieses Kapitel beinhaltet weiter den Eintrag „Dime Novels“, quasi das Vorgängerformat der Pulps, das freilich auch für die Abenteuerliteratur eine wichtige Rolle spielt. Aufgrund des erwähnten fehlenden Bandes und Registers lassen sich solche Einträge nur durch das Inhaltsverzeichnis identifizieren. Der Frank Gruber-Eintrag hätte sich ebenso im Krimi-Kapitel unterbringen lassen; der Regisseur Fritz Lang wiederum ist eben dort zu finden, weil hier in erster Linie seine Thriller zählen. Die Comicfigur Batman taucht in „Abenteuer und Geschichte“ auf, da Seeßlen hier den klassischen Heldencharakter hervorhebt. Diese nicht sortenreine Aufteilung ist diskutabel – wegen der vielen Wechselwirkungen in den diversen Genres und Medien aber auch unvermeidbar.
Fazit
- Ein ambitioniertes Projekt, das sich in der vorliegenden Form zwar als lesenswert, aber nur bedingt brauchbar erweist. Immerhin bleibt ein interessantes zeitgenössisches Dokument mit Ecken und Kanten, das der jeweiligen Liebhaberei noch die eine oder andere (historische) Erkenntnis bringen kann. Dies dürfte auch für die erwähnte Neuauflage von 1977 gelten ... Dass insbesondere Georg Seeßlen (der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 25 Jahre jung war) seitdem viel zum Thema Populärkultur beigetragen hat, ist wahrscheinlich bekannt.[5]
Unterhaltung. Lexikon zur populären Kultur (1977)
»Die Urfassung dieses Lexikons erschien 1973 in zwei Bänden unter dem Titel Romantik & Gewalt. Ein Lexikon der Unterhaltungsindustrie im Manz Verlag München. Für die vorliegende Fassung wurden die Texte überarbeitet und um diejenigen Genres erweitert, die für einen nicht erschienenen dritten Band geplant waren. Soweit im Inhaltsverzeichnis nicht anders gekennzeichnet, stammen die Beiträge von Georg Seeßlen.«[6]
Lexikon der phantastischen Literatur
Lexikon der Horrorliteratur (1999)
Fantasy-Lexikon (1999) | Das neue Lexikon der Fantasy (2003)
Lexikon der Fantasy-Literatur
Bibliografie
- Hans Joachim Alpers (H): Lexikon der Fantasy-Literatur. Fantasy Productions, Erkrath 2005. Hardcover 30 cm., 508 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}, ISFDB 2620128.
- Hans Joachim Alpers (H): Lexikon der Horrorliteratur. Fantasy Productions, Erkrath 1999. Hardcover 31 cm., 400 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Marcel Feige: Das neue Lexikon der Fantasy. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2003. Hardcover 19cm., 536 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}, ISFDB 148658.
- Marcel Feige: Fantasy-Lexikon. Lexikon Imprint Verlag, Berlin 1999. Hardcover 21 cm., 379 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}, ISFDB 148658.
- Georg Seeßlen; Bernt Kling: Romantik und Gewalt. Band 1. Manz, München 1973. Kartoniert, 327 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Georg Seeßlen; Bernt Kling: Romantik und Gewalt. Band 2. Manz, München 1973. Kartoniert, 271 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Georg Seeßlen; Bernt Kling: Unterhaltung. Lexikon der populären Kultur. Band 1. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977. Taschenbuch, 318 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Georg Seeßlen; Bernt Kling: Unterhaltung. Lexikon der populären Kultur. Band 2. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977. Taschenbuch, 334 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Rain A. Zondergeld: Lexikon der phantastischen Literatur. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1983. Taschenbuch, 313 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
- Rain A. Zondergeld, Holger E. Wiedenstried: Lexikon der phantastischen Literatur. Weitbrecht, Stuttgart 1998. Paperback, 461 S. ISBN {{{1}}}, DNB {{{1}}}.
Einzelnachweise
- ↑ Duden: Die deutsche Rechtschreibung. Dudenverlag 2000, 22. Auflage.
- ↑ Thomas Herbst, Michael Klotz: Lexikografie. Schöningh, 2003, S. 21.
- ↑ Artikel Lexikon. In: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Phantastische Literatur.
- ↑ Arkham Insider Axel: Artikel Romantik & Gewalt. Auf: Phantastische Literatur.
- ↑ Editorische Vorbemerkung. In: Unterhaltung. Lexikon zur populären Kultur, S. 4.