Maurice Renard

Aus German Science Fiction Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Maurice Renard (* 28. Februar 1875 in Châlons-en-Champagne; † 18. November 1939 in Rochefort, Département Charente-Maritime) war ein französischer Schriftsteller und Jurist.

Leben

Renard wurde in eine wohlhabende bürgerliche Familie hineingeboren. Schon sein Großvater war ein hoher Beamter und später Bürgermeister von Épernay, sein Vater war Richter und Gerichtspräsident in Reims, wo Renard als weitaus jüngstes von drei Kindern und einziger Junge praktisch wie ein Einzelkind aufwuchs. In seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit im Schloß seiner Großeltern in Hermonville, wo er auch früh die Werke von Charles Dickens und Edgar Allan Poe entdeckte. Er besuchte ein Internat und studierte anschließend Literatur. Nach einem dreijährigen Militärdienst, bei dem er die Bücher von H. G. Wells schätzen lernte, begann er ein Jurastudium in Paris. Nach einigen Semestern brach er es ab, um sich der Schriftstellerei zu widmen. In Paris hatte er einen literarischen Salon mit Gästen wie Colette, Pierre Benoit, Henri de Régnier, J.-H. Rosny aîné und Henry de Montherlant.

Er beteiligte sich von 1914 bis Anfang 1919 als Kavallerie-Offizier am Ersten Weltkrieg und starb, bereits fast vergessen, 1939 an den Folgen einer chirurgischen Operation. Sein Grab befindet sich auf der Atlantikinsel Oléron, wo er ein Haus besessen hatte.

Werk

Renard gehörte zu den Schriftstellern des „Goldenen Zeitalters“ der französischen Science-Fiction-Literatur. Er war stark beeinflusst von Edgar Allan Poe und H. G. Wells. Seinen ersten Roman Le Docteur Lerne - Sous-Dieu widmete er Wells etwa 1908, denn Die Insel des Dr. Moreau war die Inspiration für das Buch: Renard schildert die Handlung allerdings aus der Sicht eines Wesens, das selbst Gegenstand eines Transplantationsexperiments war.

Renards Werke bewegen sich auf der Grenze zwischen Science-Fiction und Schauerroman. Hierbei entwickelte er ein auf Logik und Rationalismus aufgebautes Verhältnis zum Übernatürlichem. Sein Roman Le Péril Bleu (1975 von Jean-Christophe Averty für das französische Fernsehen verfilmt) beschreibt eine Invasion von nicht-menschenähnlichen Außerirdischen, die von den unsichtbaren Spinnenwesen beendet wird, als sie erkennen, dass es sich bei Menschen um empfindungsfähige Lebensformen handelt.

Eine größere Bekanntschaft erhielt Renards Roman Les Mains d'Orlac aus dem Jahr 1920 durch die verfilmten Adaptionen von Robert Wiene als Orlac’s Hände in Deutschland 1924 und von Karl Freund unter dem Titel Mad Love – ein amerikanischer Horrorfilm aus dem Jahr 1935. Weitere Verfilmungen des Stoffes gab es 1960 durch Edmond T. Gréville (Die unheimlichen Hände des Dr. Orlak) und 1962 in den USA als Hands Of A Stranger durch Newt Arnold. Die jüngste Filmadaption des Buches ist der Fernsehfilm Des voix dans la nuit von Peter Kassovitz (1991).

Vergessen wird allerdings in den allermeisten Vorstellungen zu Maurice Renard, dass sein Sekundärwerk eine besondere Bedeutung in der Phantastik, insbesondere für die Science Fiction hat. Sein Artikel "Du roman merveilleux-scientifique et de son action sur l’intelligence du progrès" ("Wunderbar-wissenschaftlicher Roman und sein Einfluss auf das Verständnis des Fortschritts") aus dem Jahre 1909 stellt den ersten Versuch dar, das Genre der Science Fiction zu definieren. Damals noch unter dem Namen "wunderbar-wissenschaftlicher Roman" legt er den Grundstein einer Definitionsgeschichte, die bis heute nicht abgeschlossen ist. Seine beiden späteren Veröffentlichungen zu diesem Thema vertiefen den ersten Definitionsversuch (siehe Werke/Artikel). Sein diesbezügliches Werk wurde, wie auch sein Primärwerk, aber von der angloamerikanischen Übermacht nicht bzw. erst sehr spät zur Kenntnis genommen und fand kaum Beachtung[1].

Werke (Auswahl)

Literatur von und über Maurice Renard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Siehe Vorlage:WP-Link auf WIKIPEDIA

Artikel

Web-Links

  • Übersetzung: Eine erste Übersetzung in Deutsche des ersten Artikels "Du roman merveilleux-scientifique et de son action sur l’intelligence du progrès" findet man auf [Treffpunkt Phantastik], zuletzt 21.1.2024

Nachweise

  1. Arthur B. Evans: "The Fantastic Science Fiction of Maurice Renard" ("Die Fantastische Science-Fiction von Maurice Renard") (engl.) in: Science Fiction Studies Nr. 64 .Band 21, Teil 3 bis November 1994, aufgerufen am 22. Jänner 2024.