Waldemar Kumming
Waldemar Kumming (* 31. Juli 1924 in Berlin[1]; † 5. April 2017 in München) war im deutschen Science Fiction-Fandom aktiv. Von 1962 bis 1968[2] war er Vorsitzender des Science Fiction Club Deutschland und gab von 1958 bis 2014 das Fanzine Munich Round Up heraus.
Leben und Werk
Waldemar Kumming wurde 1924 in Berlin geboren. Sein Vater war der in Moskau geborene Eugen (Jewgeni) Kumming (1899-1980; russisch Евгений Львович Кумминг), welcher bereits in der Sowjetunion publizistisch aktiv war, diese aber 1921 als überzeugter Antikommunist in Richtung Berlin verließ. Dort war er in literarischen und exilrussischen Kreisen aktiv und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs für die Wehrmacht als Russischübersetzer und stieg in den Rang eines Sonderführers auf. Kurz vor Kriegsende gehörte Waldemar Kummings Vater in München zu den Beteiligten der gegen Hitler gerichteten
Freiheitsaktion Bayern.
Waldemar Kumming war ausgebildeter Ingenieur oder Nachrichtentechniker.[3] Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Soldat zunächst an der Ostfront, später an der Westfront, bevor er in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet.[4] In der Nachkriegszeit arbeitete er als Nachrichtentechniker für
Radio Free Europe in München.[5]
1956 trat er dem Science Fiction Club Deutschland (SFCD) bei und erhielt die Mitgliedsnummer 481.
In den 1950iger Jahren legte Kumming den Grundstock für eine umfangreiche Phonothek des SFCD. Er war bekannt dafür, dass er alle Cons, die er besuchte, auf Tonband aufzeichnete.[6]
Von 1958 an gab er über Jahrzehnte Munich Round Up (MRU), das Fanzine der Münchner Gruppe des SFCDs, heraus. Zunächst veröffentlichte er die MRU gemeinsam mit Walter Reinecke, nach dessen Tod 1981 dann alleine. In den 1960iger Jahren hatte er großen Anteil daran, einen Zerfall der deutschen SF-Fanbewegung zu verhindern. 1962 wurde er Nachfolger von Karl-Herbert Scheer als Vorstand der Stellaris SF Interessengemeinschaft (SSFI), die wegen etlicher Differenzen ursprünglich als Konkurrenz zum Science Fiction Club Deutschland (SFCD) gegründet worden war. Nach zwei Monaten wurde unter seiner Führung die SSFI mit dem SFCD wiedervereinigt. Kumming löste dabei auch Walter Ernsting als 1. Vorsitzenden des vereinigten SFCD ab. In diesem Amt verblieb er sechs Jahre lang, bevor er von Gert Zech abgelöst wurde.
1980 erhielt er im Rahmen der Verleihung des European Science Fiction Award beim Eurocon in Stresa einen Special Award als Fan. Für die Herausgabe des MRU und sein Lebenswerk wurde er 1986 mit dem Deutschen Fantasy Preis und 1993 mit dem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet. Am Eurocon 1984 in Brighton nahm er als Ehrengast teil. Auf dem Worldcon 2005 in Glasgow wurde ihm der Big Heart Award überreicht.
Nachdem er über Jahrzehnte auf hunderten Cons war, ließ Waldemar Kumming im April 2009 über Thomas Recktenwald mitteilen, dass er aufgrund seines Gesundheitszustands keine weiteren Cons mehr besuchen könne.[7] Das Fanzine Munich Round Up gab er noch bis Sommer 2014 heraus, Ausgabe 179 war die letzte.[8]
Am 5. April 2017 verstarb Kumming.
Weblinks
- Wolf von Witting: In Memoriam Waldemar Kumming. Auf: file770.com Mike Glyer's News of SF Fandom.
- Waldemar Kumming in der
Internet Speculative Fiction Database (englisch). - Waldemar Kumming in der Fancyclopedia (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Bibliografie mit Kurzdaten zu Waldemar Kumming
- ↑ Kurt Dittmeier (Hrsg.): Der Science Fiction Club Deutschland e. V. Die Geschichte des SFCD 1955-1982 von Rolf Heuter. Selbstverlag, o. O. 1983, S. 96.
- ↑ Klaus N. Frick: Der Redakteur erinnert sich: »sci-fi media« eröffnet den Blick auf die SF, auf perry-rhodan.net, 12. Oktober 2021
- ↑ https://file770.com/in-memoriam-waldemar-kumming-31-july-1924-5-april-2017
- ↑ CounterClock #15, S. 20
- ↑ Ralf Bodemann: Nachruf auf Waldemar Kumming, in: Andromeda Nachrichten #258, S. 6
- ↑ Waldemar Kumming nimmt Abschied auf scifinet.org/scifinetboard
- ↑ Klaus N. Frick: Munich Round Up 179